Mitglied des Consilium Philatelicum
Werner Münzberg

Vorname, Name Werner Münzberg
Wohnort Weilheim
Lebensdaten 1919-2000
Berufung in das CPh 1986
Ggfs. Funktionen im CPh Gründungsmitglied
VITA
Vom Alter her nahezu vergleichbar, von seinem Literaturschaffen aber geradezu unübertreffbar, war der vierte, der von Beginn an dem Consilium Philatelicum angehörte: Werner Münzberg. Er war bereits in den 1950er-Jahren gut mit dem BDPh-Präsidenten Konsul Hermann Deninger bekannt, denn beide hatten eigentlich das gleiche Sammel- und Interessensgebiet: die Postgeschichte und im Besonderen auch die vorphilatelistischen Stempel und Altbriefe, zumal die von Thurn und Taxis.
Münzberg wurde am 29. November 1919 geboren. Er unterstützte bereits in den 1950er-Jahren Deningers Studien zu den vorphilatelistischen Stempeln, zu denen dieser 1948 eine 53-Seiten-Arbeit unter dem Titel „Abgekürzte vorphilatelistische Stempel“ herausgegeben hatte (1953, 2. verb. Auflage im Krichendorf-Verlag). Dem folgten 1958 Ergänzungen mit weiteren 32 Seiten, die dann schließlich 1963 in das bekannte „Handbuch der abgekürzten vorphilatelistischen Stempel“ mit einem 116-Seiten-Verzeichnis von über 4 000 Stempeln mit Erläuterungen und 700 Abbildungen mündeten. Dieses Buch Deningers hier besonders zu erwähnen, liegt nahe, denn nach späteren Aussagen von Münzberg war er selbst der „Ghostwriter“ des Werkes gewesen, hatte die Mehrzahl der relevanten Daten und Fakten zusammengetragen und vieles andere mehr.
Zwei Jahre zuvor, 1961, sah Nürnberg Münzberg als Organisator und spiritus rector der ersten großen postgeschichtlichen Ausstellung „Der Brief“, einer für die damalige Zeit höchst bemerkenswerten Ausstellung, die der Postgeschichte bei den Philatelisten immensen Auftrieb gab. 1964 nahm Münzberg eine Berufung zum ersten honorierten Schriftleiter der damaligen „Bundesnachrichten“ des BDPh an. Zu diesem Zeitpunkt war sein persönliches Verhältnis zu Deninger aber bereits sehr abgekühlt. Was ihn dennoch bewog, letztlich sogar bis 1969 diese Aufgabe wahrzunehmen, waren weit eher persönliche Gründe. Denn seine Vorgängerin war Anneliese Peucker, verw. Wichmann, gewesen, die er – damals war diese seit 15. Juli 1957 und letztlich bis zum 30. März 1969 Geschäftsführerin des BDPh – bei seinen häufigen Besuchen in Frankfurt am Main kennengelernt hatte. Beide schätzten sich und daraus wurde mehr: 1960 heirateten sie und so gab es ein starkes Band, das Münzberg erst einmal Frankfurt und den BDPh nicht hinter sich lassen ließ.
Beide waren bedeutende Mitglieder im Deutschen Altbriefsammler-Verein (DASV); sie dort auch Schriftleiterin. 1969 beschlossen sie, gemeinsam den damaligen BDPh zu verlassen. Vorausgegangen war eine Entfremdung mit dem damaligen Bundesvorstand, dessen Einwirkung in seine Schriftleiter-Tätigkeit Münzberg nicht gutheißen konnte und wollte. Damit begann eigentlich das zweite Leben Münzbergs – das als Autor und Verleger. Seine seitdem nahezu im Jahrestakt erschienenen Schriften zur deutschen Postgeschichte sind kaum übersehbar; einige seien dennoch hier gerne genannt:
1952 erschienen, wohl beim DASV, zwei Stempelkatalogteile „‘Rayon‘-Stempel in den altdeutschen Ländern und ‚Frühe Einzeiler‘“, 1959 folgte „Thurn und Taxis in Württemberg und Hohenzollern. Postanstalten und Poststempel der Vormarkenzeit“, ebenso vom DASV veröffentlicht. Bereits die dritte hier zu nennende Schrift war sehr viel umfangreicher: „Thurn und Taxis-Poststationskatalog, Thurn und Taxis-Studien Band 5, herausgegeben vom Fürstlich Thurn-und Taxisschen Zentralarchiv/ Hofbibliothek, 1967“, denn mit 319 Seiten übertraf sie die vorhergehende mit 60 Seiten doch deutlich.
Ab 1969 – da hatten Münzberg und seine Frau Frankfurt verlassen – ging es Schlag auf Schlag, u.a. mit:
Taxquadrat und Gebührenfeld 1857–1964, 1969, 117 S.
Thurn und Taxis. Frühe Post-Stempel, 1970, 103 S.
Postverhältnisse zwischen Baden und Frankreich 1818 -1867, Postzusatzstempel, 1972, 130 S.
Postverhältnisse zwischen Bayern und Frankreich 1806–1858, Geschichte – Poststempel, 1973
Landpostorte – Briefkästen u. ihre Kontrollstempel im Großherzogtum Hessen, 1974, 44 S.
Postverhältnisse zwischen Preussen und Frankreich 1803–1858, Geschichte – Poststempel, 1975, 154 S.
Thurn und Taxis, Ortsaufgabestempel von A–Z, 1976, Katalog und Handbuch, 2 Teile, 401 S.
Preussen. Postanstalten und Poststempel 1817–1867, 1978, acht (!) Bände, zusammen über 2000 Seiten
Atlas zur Postgeschichte und Briefkunde 1745–1850, 1980, Zusammenstellung von ca. 250 Karten
Leitfaden zur Postgeschichte und Briefkunde, 1981–1983, sechs einzelne Bände zu Frankreich und den napoleonischen Besetzungen von Deutschland und Italien sowie den Satellitenstaaten Königreich Berg und Westphalen, rund 2000 Seiten
Atlas zur Brief-und Stempelkunde 1800–1845, 1982, Kopien alter Post-Karten von Deutschland, Österreich und Italien, dazu beigedruckt das „Post-Buch“ von E. Poppele 1831, 302 S.,
Leitfaden zur Postgeschichte und Briefkunde, Bayern, Poststationskatalog, drei Bände, Postanstalten A–Z, ca. 830 S.
500 Jahre Post, Thurn und Taxis 1490–1867, Leitfaden zur Postgeschichte/ Briefkunde,1989/90, Niederländische Post/ Vorderösterr. Pachtpost/Überrhein, Jakob Henot, Die Kaiserliche Reichspost usw., drei Bände, 840 S.
Feuser, Peter/Münzberg, Werner: Deutsche Vorphilatelie, Katalog der Grenzübergangs-und Desinfektionsstempel, 1990, Teilband des großen Werkes zur deutschen Vorphilatelie der beiden Autoren mit einem Auszug der Kapitel „Grenzübergangs-und Desinfektionsstempel“, 118 S.
Preussen, Postgeschichte und Postanstalten 1649–1923, Kurbrandenburgische Post, Preussische Post, Norddeutsche Bundespost, Deutsche Reichspost, drei Bände, 1992, ca. 1 000 S.
Feuser, Peter/Münzberg, Werner: Deutsche Vorphilatelie, 2. und letzte Auflage, 2000, Grundlagenwerk mit Abb. u. Bewertung von 15 000 Stempel auf 1112 S.
Die Aufzählung ist bei weitem nicht vollständig, verdeutlicht aber, welch Ausnahmetalent Münzberg war. Tatkräftig unterstützt von seiner Frau gab Münzberg die Mehrzahl der Schriften im Selbstverlag heraus. Sie waren jeweils reich – teils zweifarbig – illustriert. Dafür hatte das Ehepaar eine einfache Druckmaschine, mit der es die DIN-A4-Seiten selbst druckte und dann mit Fälzelband lumbeckte.
Am 8. Oktober 2000 starb Werner Münzberg, seine Frau Anneliese war ihm vier Jahre vorangegangen, sie starb am 15. Dezember 1996. Münzberg hat zwar nicht viele, dafür aber hochrangige Auszeichnungen erhalten: 1956 die SAVO-Plakette, 1961 die DASV-Plakette, 1963 die Kalckhoff-Medaille, 1964 die Kobold-Medaille und 1984 den verdienten Hermann-Deninger-Literaturpreis. Seine Frau wurde im gleichen Jahr wie er 1964 mit der Kobold-Medaille geehrt, 1965 mit der Verdienstnadel in Vermeil vom BDPh und ein Jahr später mit der SAVO-Plakette, der 1973 die DASV-Plakette folgte. Sie gehörte zu den wenigen Frauen, die den BDPh in seiner frühen Nachkriegsphase nachhaltig über viele Jahre mit geprägt haben.