Mitglied des Consilium Philatelicum
Hans Paikert
Vorname, Name Hans Paikert
Wohnort Düsseldorf
Lebensdaten 1933-2013
Berufung in das CPh 1992
Ggfs. Funktionen im CPh 1. Vorsitzender 1992-1999
VITA
Hans Paikert, geb. am 8. März 1933, lebte später für Jahrzehnte in Krefeld, während er aber mit seinem Bruder eine Firma in Düsseldorf weiterführte. Paikert war Inhaber einer Spielfilm-Verleih-Organisation, der allerdings nicht der Sprung in das Video- und Digitalzeitalter gelang.
Wenn Emil W. Mewes der „Literaturpapst“ war, Dr. Heinz Jaeger mit Haut und Haaren der innovative, stets inspirierende Philatelist, dann war Hans Paikert der intellektuell herausragende Kopf, der in sich vereinte: Philatelie von Weltklasseformat, Literatur als Buchautor und Zeitschriftenverleger und beeindruckende Verbandsarbeit mit einem PR- und Marketingverständnis, wie es in den 1960-/70er-Jahren kein anderer in der deutschen Philatelie aufzuweisen wusste.
Die Anfänge späterer Verbandsarbeit finden sich auch bei Paikert innerhalb seiner Vereinsarbeit. Er gehörte dem Düsseldorfer Philatelistenclub Jan Wellem an, war dessen Vorsitzender von 1965–1975, danach dessen Ehrenmitglied. Auch in der ArGe Düsseldorfer Briefmarkensammlervereine (ADBS) war er eine Zeitlang Vorsitzender. Während dieser Jahre organisierte er mit Gleichgesinnten die legendären ADBS-Tauschtage, die wahrlich noch Großtauschtage mit jeweils mehreren tausend Besuchern waren. Naturgemäß wurde man da auch in den Verbänden auf diesen hellen Kopf aufmerksam, nicht nur in seinem eigenen Landesverband Nordrhein-Westfalen, in dem damals Friedrich-Wilhelm Blecher begehrlich auf die Ablösung von Aloys Wilhelm Bögershausen schielte, sondern auch im BDPh. Letzterer sicherte sich Paikerts Mitwirkung ab 1970 als Beisitzer, von 1973 bis 1978 war er Vizepräsident und Stellvertreter Dr. Heinz Jaegers (mit Schwerpunkt PR), zu dieser Zeit auch Mitglied der Stiftung zur Förderung der Philatelie und Postgeschichte. Infolge privater Probleme legte er 1978 seine Ämter nieder.
Noch bis 1987 vertrat Paikert den BDPh im Programmbeirat des Bundespostministers, bis 2004 gehörte der 2001 ernannte fellow der Royal Philatelic Society London an, dann zog er sich aber zunehmend aus der Öffentlichkeit zurück. Zu dieser Zeit trat er aber weiter als kreativer Literaturschaffender hervor. Und dies nicht nur über seine eigenen Spezialgebiete, zu denen u. a. die Dienstpost europäischer und internationaler Organisationen/Gemeinschaften und die Vereinigung Europas (Dokumentarphilatelie) zählten. Er schrieb außerdem über deutsche Postgeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg, Dienstpost und Geschichte der Obersten Bundesbehörden, aber auch die Geschichte der Philatelie und der Weltausstellungen (Expositions Universelles) seit 1851. Zu all diesen Gebieten baute er einerseits Exponate auf, hinterließ aber zugleich literarische Spuren.
Bleiben wir zunächst bei den Exponaten. National erreichte er mit der Sammlung „Europäische Bewegung“ bei der NAPOSTA 76 in Wuppertal Gold. International war er noch weit erfolgreicher: Dienstpost stellte er ab 1960 aus, mit dem Sammlungsthema „Weltpostverein“ errang er bei der THEMABELGA 75 in Brüssel Großgold mit Grand Prix; es folgten ähnliche Auszeichnungen bei der HAFNIA 76 in Kopenhagen und der AMPHILEX 77 in Amsterdam. Der Völkerbund war ein anderes Exponat, das ihm am Herzen lag und mit dem er bei der TEMBAL 83 Basel ebenfalls Gold mit Grand Prix erreichte, ebenso bei der STOCKHOLMIA 86. „Europarat“ hieß ein weiteres Schwerpunktgebiet, das bei der PORTUCALE 77 in Porto mit Vermeil ausgezeichnet wurde und für das Exponat „Internationale Fernmeldeunion“ gab es bei der BRASILIANA 79 Rio de Janeiro Vermeil und Ehrenpreis sowie Glückwünsche der Jury. Außer Wettbewerb zeigte Paikert „Geschichte der Philatelie“, „Geschichte der Europäischen Gemeinschaft (EG)“, „Die Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland“ und zuletzt „150 Jahre Welt-Ausstellungen. Schaubühnen für die Welt“ im Ehrenhof der BELGICA 2001.
Solche Themen verstand Paikert auch meisterlich in das geschriebene Wort umzusetzen, so dass sich in diversen Zeitschriften und ArGe-Publikationen dazu lesenswerte Beiträge finden. Den Beginn seiner Buchpublikationen machten wohl die „UPU-Studie“ (Coautor, o.J.) und die „UIT-Studie“ sowie die „OIT-Studie“. In den 1990er-Jahren folgte „Nationale und Internationale Briefmarkenausstellungen in Deutschland seit 1884“, eine dreiteilige Studie innerhalb der Schriftenreihe des Consilium Philatelicum.
Seit dem 1. November 1989 war Paikert Mitherausgeber der in Düsseldorf erscheinenden Deutschen Briefmarken-Revue (DBR), die er mit anderen (u. a. Dieter Stein, Jan Billion) vom Reimar-Hobbing-Verlag übernahm, nachdem er schon seit Anfang der 1980er-Jahre der Redaktion der Zeitschrift, damals hieß diese noch „sammlerdienst“, angehörte. Paikert war ebenfalls am Auf- und Ausbau der Verbandszeitschrift „philatelie“ (bis 1992) beteiligt. Er führte den Direktversand der Zeitschrift an alle Mitglieder des BDPh ein und betreute bis Ende 1992 die werbliche Akquisition.
Der DBR blieb Paikert auch nach 2004 und seinem Rückzug aus dem Verlagsgeschäft mit seinen Artikelserien treu. In den 1990er-Jahren publizierte er eine Serie über „Das Bundeskanzleramt und die Bonner Bundesministerien“ (Sonderbroschüre, Juni 2000 in der DBR). Später erschienen „Die alliierten Hohen Kommissare 1949 bis 1955“, „Klassische Berliner Sonderstempel und ihre Geschichten“, „Der Rundfunk gehört uns, niemanden sonst“ und zuletzt (unvollendet) ab Frühjahr 2012 die Serie „Die Reichskulturkammer 1933–1945“.
Für seine Leistungen wurde er 1975 mit der Verdienstnadel in Gold des BDPh ausgezeichnet, 1980 folgte der Sieger-Preis (für die UPU-Studie), 1978 die Goldene Verdienstnadel der DPhJ, 1977 die Richard-Renner-Medaille und 1995 der Heiner-Dürst-Literatur-Preis. Besonders gefreut haben dürfte ihn das Bundesverdienstkreuz 1993.
Der studierte Betriebswirtschaftler und Diplomkaufmann, Aussteller, internationale Juror, Autor, Verleger und Verbandsfunktionär Hans Paikert starb am 13. November 2013. Paikert hatte maßgeblichen Anteil an Entwicklungen und am Erscheinungsbild der zeitgenössischen Philatelie. Oder, wie es Jan Billion in einem Nachruf ausdrückte: „In der deutschen Philatelie war er einer der wesentlichen Gestalter seit Mitte der 1960er-Jahre.“ Für die Bundesnachrichten des BDPh war er 1970 „der große Stürmer und Dränger in der organisierten Philatelie“. Das war er zweifellos, aber er war auch einer der intelligentesten Köpfe, die dieser Verband jemals gehabt hatte.